Förderung

Sprache als Werkzeug

Betrachtungen und Gedanken zur Sprachförderung in der Offenen Arbeit mit Kindern

Inge Trepte / Bauspielplatz Langwasser

Unser Spielplatz war schon immer unaufgeräumt, anregend, wild, gefährlich und vollgepflastert mit unterschiedlichstem Material. Manche Ecken wirken idyllisch, romantisch, heimelig, naturverbunden und rühren das Herz des Besuchers zu nostalgischen Gefühlen und aus seinem Munde fließen wehmütige Erinnerungsfetzen an die längst vergangene Kindheit, die, hätte sie solch Möglichkeit auch nur im entferntesten gehabt oder ach bei uns auf dem Lande hatte besagte noch diese Qualität, die man wohl auch heute noch Kinderspiel und Lebensfreude nennt; hier wär man auch gern nochmal Kind, wenn nicht die Zeiten heutzutage für die Kinder und die Alten und politisch gesehen und der viele Verkehr in den Städten und die schlechte Luft und wer kümmert sich eigentlich noch um den anderen… “Ey, du kleiner Wichser, halt´s Maul, du Hurensohn. Arschloch, wenn ich dich erwische, bist du tot. Ey, was machst´n du kleiner Wichser da? Du bist doch zu blöd, ein Feuer anzubringen, ey schau mal her, so macht man das. Krieg ich auch ne Kartoffel, ey geile Weiber bumsen is geil, ich brauch Werkzeug, der Paul hat mir die Luft rausgelassen, die Säge will ich nimmer, warum? Die quietscht… Sie sind verbunden mit dem automatischen Anrufbeantworter. Sie können uns… Wir rufen sie dann zurück.” Die Lern- und Behaltensleistungen des Schulkindes sind. (…………) auf das Engste mit seinen sprachlichen Fähigkeiten verknüpft. (…). wenn die schule — und hier insbesondere der muttersprachliche Unterricht — auch eine gewisse Homogenisierung des Lernangebots und damit der sprachlichen Anregungen bedeutet, so bleiben doch die schon im Vorschulalter zu beobachtenden erheblichen interindividuellen Differenzen in den sprachlichen Leistungen einzelner Kinder nicht nur bestehen, sondern sie verstärken sich im Lauf der Schulkindzeit teilweise noch. Weite Leistungsstreuungen lassen sich in allen Bereichen des sprachlichen Verhaltens beobachten, (…).” Zitat: H. Nickel; Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters; S. 204 u.205. (1975) “Obwohl Sprache durch Gesten und Schreiben vermittelt werden kann, bleibt sie ihrem eigentlichen Wesen nach ein Erzeugnis des Stimmtrakts und eine Botschaft fürs Ohr. Ein Verständnis der Evolution der menschlichen Sprache und ihrer heutigen Repräsentation im Gehirn wird wahrscheinlich weit fehlgehen, wenn es die innige Verbindung zwischen der Sprache und dem auditiv-oralen Apparat zu gering einschätzt. Ebenso wird ein Sprachforscher, der sich ausschließlich auf den anatomischen Apparat konzentriert, die erstaunliche Flexibilität der Sprache übersehen, die Vielfalt, mit der Menschen -begabte wie behinderte – ihr sprachliches Erbe zu kommunikativen und expressiven Zwecken nutzen. (…………) In einem weit zurückliegenden Stadium der Evolution könnten Musik und Sprache aus einem gemeinsamen expressiven Medium hervorgegangen sein.” Zitat: Howard Gardner; Abschied vom IQ; Die Rahmen-Theorie der vielfachen Intelligenzen;

Bauspielplatz Langwasser Nürnberg

Der neue kellerraum “die höhle” birgt in sich
die möglichkeit des rückzugs aus der oft
unüberschaubaren und die kinder
überfordernden situation im spielhaus und
auf dem platz. In der höhle sind betreuerInnen.
uneingschränkt für sie da. Der raum steht nicht
offen; man kann nicht einfach “hereinschneien”
kein unverbindliches kommen und gehen;
der raum wird sauber gehalten;
keine straßenschuhe, nicht essen und trinken;
keine abhause, keine beschädigung
von mobiliar und spielangeboten;
möglichkeit zur teilnehmer- u altersbegrenzung
möglichkeit zu geschlechtlich getrennter
gruppenzusammenstellung ; klare verhaltens-
regeln und strukturen; wertschätzung von
personen und dingen; individuum u. umwelt;
austausch u. kommunikation; ausdrucks-
möglichkeit, kreativität, sprachvermögen;
beziehungsfähigkeit.
“Höhle” im Keller des Spielhauses des Bauspielplatz Langwasser Nürnberg

Wie gesagt, unser Spielplatz war schon immer unaufgeräumt, anregend, wild, gefährlich und vollgepflastert mit unterschiedlichstem Material………..und manche Ecken gestalten wir bewusst heimelig, warm und leer, damit sie das Herz der Benutzer öffnen und aus den Mündern sprudeln viele Geschichten, wie Flüsse, die alle in ein und dasselbe Meer fließen und du wärst halt der Koch, der, mit dem Papagei in der Schiffsküche; ich bin der Kapitän, scheiße, immer du; dann spiel ich nicht mehr mit; du kannst dafür meinen Teddybären als Papagei nehmen . dort hinten wär halt die Insel, auf der der Schatz versteckt wär. Und ihr zwei wärd halt krank und der Doktor will ich sein ……….aber Großmutter, warum ?……………”In der Sprache vollzieht sich aber nicht nur die Erschließung der Welt; auch der Mensch selber entwickelt sich zu seinem eigenen Wesen erst durch die Sprache”(Bollnow, 1966,183).

Bernstein, Oevermann u.a. haben hinlänglich die Bedeutung der Sprache für die soziale Entwicklung des Menschen belegt und damit sowohl Anregungen für eine kompensatorische Sprachentwicklung gegeben, andererseits aber auch die Tatsache in das Bewusstsein aller gerückt, dass die kognitiven Fähigkeiten des Individuums, sein Problemlösungsverhalten, die differenzierten Denkformen usw. auch vom Sprachvermögen bestimmt werden. Aber der Mensch hat “im Hinblick auf sein Umgehen-Lernen mit der Sprache keine Wahlmöglichkeit, denn er kann in frühen Jahren nur das lernen, was ihm angeboten wird “.(Gutt/Salffner, 1972,)

Bestimmt wird dieses Angebot durch das Sprachvermögen und die Formen der sprachlichen Zuwendung der Erzieher in der jeweiligen Sozialisationsinstanz.—

In die Sprachentwicklung eingebettet ist also auch die Entwicklung der kognitiven und emotionalen Fähigkeiten

(………….) Daher ist es notwendig, didaktische Möglichkeiten und Prinzipien emanzipatorischer Sprachschulung aufzuweisen. Dabei verstehen wir (…….) nicht ein einseitiges Sprachtraining zur Anpassung an ein mittelständisches Sprachniveau, sondern meinen die gezielte Förderung des kognitiven Potentials des Individuums, die Förderung und Schulung des Empfindens und Sprechens. “Ziel solcher Sprachschulung muss es sein, sowohl die kognitiven Fähigkeiten der Schüler zu stärken, als auch Emotionalität frei verfügbar zu machen für kollektives Handeln.” (Gutt/Salffner 1972,Sozialisation und Sprache).

Das Werkzeug “SPRACHE” sichert dem Menschen” die Verbindung mit der sozialen Welt seiner Sprachgenossen. Im sprachlichen Denken eröffnet es ihm die Welt des Geistigen. Und im Gespräch der Seele mit sich selbst — wie Platon es genannt hat — schafft sich der Mensch mit Hilfe der Sprache die innere Welt seines eigenen Ichs.” (Hörmann,1971)” Zitat: Claus D. Freymann, Kaiserswerth; Die Sprache — ihre pädagogischen und therapeutischen Funktionen

soviel zum thema: DER OFFENE ANSATZ –
– Sozialpädagogische Institutionen und die Sprachlosigkeit
oder … ich spreche, also bin ich